Die Wohnungsgenossenschaft Mindelheim eG zeichnet sich besonders durch eine verantwortungsvolle Bestandsverwaltung aus.
Heute gehören der WoGe Mindelheim etwa 1.621 Mitglieder an. Die Wohnungsgenossenschaft Mindelheim eG verwaltete zum 31.12.2023, 764 Wohnungen, davon 125 Wohnungen in zwei Wohnheimen, sechs Doppelhaushälften und elf Reihenhäuser, weiterhin elf Gewerbeeinheiten, 356 Garagen/TG-Stellplätze und 252 oberirdische Stellplätze. Die Anlagen befinden sich zum größten Teil in Mindelheim, aber auch in Bad Wörishofen, Türkheim, Babenhausen, Ottobeuren, Mindelzell und Eppishausen
Chronik der Wohnungsgenossenschaft
Die Gründung der Genossenschaft
1920 errichtete die Stadtgemeinde Mindelheim ein Miethaus mit 15 Wohnungen in der Krankenhausstraße, um die ärgsten Nöte zu lindern. Die Erfahrungen bei diesem Bau und die Kritik an der städtischen Baupolitik, nahmen den Stadtvätern schnell den Mut, weitere Projekte in Angriff zu nehmen. Ein Bindeglied zwischen der Stadt und den Bauunternehmern musste geschaffen werden, nach Möglichkeit auf gemeinnütziger Basis. Unter dem führenden Einfluss des damaligen Bürgermeisters Georg Gassner fand man dieses Bindeglied in der Gemeinnützigen Baugenossenschaft. Schließlich waren von vielen Seiten Opfer zu bringen: Die Unternehmer sollten auf Gewinne, die Arbeiter sollten auf die Bezahlung einiger Wochenstunden verzichten und diesen Betrag als Genossenschaftsanteil einbringen, die Kommune sollte billigen Grund beschaffen, Baugeld unter dem üblichen Zinsniveau verleihen und für die Erschließung des Baugeländes mit eigenen Mitteln sorgen. Die Gründungsversammlung am 6. März 1921 verlief entsprechend stürmisch. Die Zeitung berichtete am folgenden Tag:
„Mindelheim. Gestern abend hatten sich die bis jetzt angemeldeten Mitglieder der Baugenossenschaft zu einer Versammlung im „Colleg" zusammengefunden um den Vorstand und den Aufsichtsrat zu wählen. Herr 1. Bürgermeister Gassner brachte zur Kenntnis, dass die vorgesetzte Stelle sich mit den von dem provisorischen Ausschuss ausgearbeiteten Statuten nicht in allem einverstanden erklären könne und eine Neuausarbeitung derselben daher sich notwendig mache. Für Ausarbeitung der zu erneuernden Satzungen wurde Herr Rechtsanwalt Münzhuber vorgeschlagen.“
Bei der sich anschließenden Wahl wurden dann gewählt:
In den Vorstand:
Herr Brandversich.-Inspektor Hiemer als Geschäftsführer,
Herr Bankbeamter Hartmann als Kassier,
Herr Gutsbesitzer Schmid als Beisitzer,
Herr Architekt Moog als Beisitzer,
Herr Stadtrat Leygeber als Beisitzer.
In den Aufsichtsrat:
Die Herren Fackler, Hartmann, Gloßner, Bergle, Lederman, Greving, Seitler Karl, Krach, Dömling, Schneider, Hiemer Karl, Stark; als deren Ersatzmänner: Die Herren Bauer Joh., Bronnenmaier, Schwelle, Ringler, Nerb, Demmler Karl, Lang Adolf, Trinkler, Bendel, Kleele, Lederle, Scheitle.
1921-1931 | Die frühen Jahre
Um 1920 war die private Bautätigkeit in Mindelheim praktisch vollständig zum Erliegen gekommen. Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg, die Belastung der gesamten Wirtschaft durch hohe Reparationszahlungen und der vollständige Niedergang der Produktion, ergaben ein Umfeld, dass Investoren abschreckte und die Errichtung von Wohnungen und Häusern zum Stillstand brachte. Doch die Wohnungsnot war groß. Wie sollte man Abhilfe schaffen, um nicht ein soziales Pulverfass in diesen politisch so schwierigen Zeiten heraufzubeschwören?
1932-1945 | Die Bewährung in schwierigen Zeiten
Noch waren die Feiern zum zehnjährigen Bestehen der Baugenossenschaft nicht ganz verklungen, als die Weltwirtschaftskrise auch in Mindelheim ihre Wirkung zeigte. Aus Finanznot mussten viele Vorhaben aufgegeben werden. 1932 baute man lediglich zwei Wohnhäuser an der Friedrich-Ebert-Straße. Ein freudiges Ereignis war jedoch im „Krisenjahr" 1932 zu verzeichnen: Am 11. August erkannte die Regierung von Schwaben der Baugenossenschaft Mindelheim die Gemeinnützigkeit zu. Die weltpolitischen Ereignisse des Jahres 1933 spiegeln sich in der Mindelheimer Baugenossenschaft wieder: Der Aufsichtsratsvorsitzende, Bürgermeister Franz Krach, war aus politischen Gründen zum Rücktritt gezwungen. Dominikus Frankl führte die Geschäfte weiter. Dr. Fritz Kiefersauer musste 1937 von der politischen Bühne weichen und schied somit satzungsgemäß aus der Vorstandschaft der Genossenschaft aus. Die Jahre der Diktatur brachten den Wohnbau in Mindelheim nicht zum Stillstand. Die Genossenschaft, die sich 1933 und 1934 noch mit Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten mangels Geld abfinden musste, wurde ab 1935 wieder voll aktiv. Es entstanden Siedlungshäuser im Norden der Stadt und ein Mehrfamilienhaus. Die Siedlerhäuser wurden im Oktober 1937 bezogen und brachten der Genossenschaft einen Mitgliederzuwachs von 152 auf 182 Personen.
Schrecken des Krieges
Im Laufe der Jahre gingen die Häuser ins Eigentum ihrer Bewohner über. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brachte 1939 jegliche Bautätigkeit zum Erliegen. Die Männer waren an der Front, Geld zum Wohnbau war nicht vorhanden. Im Jahre 1941 erfolgte der Zusammenschluss mit der Baugenossenschaft Bad Wörishofen, die ebenfalls 1921 gegründet worden war.
Neuer Vorstand - neue Mitglieder
Die Verschmelzung brachte zahlreiche Änderungen mit sich. Die Genossenschaft hieß ab 1941 „Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Kreis Mindelheim eGmbH". Die Zahl der Mitglieder betrug jetzt 213. Otto Kohn wurde Vorsitzender des Aufsichtsrats, Georg Hölzel sein Stellvertreter. In der Vorstandschaft wirkten Dominikus Frankl und Wilhelm Schmidt.
Trotz des Krieges konnten die Versammlungen ordnungsgemäß durchgeführt werden. Auch die Finanzen waren in Ordnung, denn man baute ja keine neuen Häuser. Glücklicherweise blieb Mindelheim von den Verwüstungen durch Bomben weitgehend verschont. Der vorhandene Wohnungsbestand war bei Kriegsende im Jahre 1945 zum größten Teil unbeschädigt. Darauf ließ sich aufbauen.
2000er | Neue Herausforderungen: Barrierefreiheit und Energieeffizienz
Die Genossenschaft steht vor neuen Herausforderungen, die die Arbeit der nächsten Jahre prägen wird. Der Wohnungsbestand wird nach neuen Kriterien saniert und so dem Bedarf angepasst. Die Maßnahmen können dabei von der Komplettmodernisierung ganzer Wohnanlagen bis hin zum Abriss und Neubau eines Gebäudes reichen. Barrierefreiheit und Energieeffizienz sind Schlüsselthemen, mit denen sich die Genossenschaft aktiv auseinandersetzt. Gleichzeitig sind umfangreiche Bauobjekte von genossenschaftlichen Mietwohnanlagen geplant. Bereits 2010 wurden sieben Mietwohnungen an der Memminger Straße und sechs Miet-Reihenhäuser an der Landsberger Straße fertiggestellt. Seit Anfang 2011 entstehen acht Mietwohnungen in hoher Qualität an der Kaufbeurer Straße. Derartige moderne Maßnahmen sichern die Wertbeständigkeit des Unternehmens und ergänzen den Bestand der Genossenschaft. Die vorausschauenden Entscheidungen von Vorstand und Aufsichtsrat sehen die Errichtung von weiteren 42 Genossenschaftswohnungen in den nächsten Jahren vor.
Mindelheim und seine Umgebung werden weiterhin der Schwerpunkt der genossenschaftlichen Tätigkeit bleiben. Dafür sprechen schon allein die Bodenständigkeit, die regionale Struktur der Wohnungsgenossenschaft und die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Die Bedürfnisse und Ansprüche des modernen Wohnens sollen weiterhin erfüllt.
Eine starke Genossenschaft | eine starke Zukunft
Wohnen war und ist, trotz massiven Veränderungen in fast allen Bereichen des täglichen Lebens, existenziell für jeden Menschen. Die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft bringt für den Einzelnen die Möglichkeit, im gesicherten Rahmen einer sozial orientierten Genossenschaft zu wohnen, ohne „Heuschreckengebaren“ und Kapitalismus sonstiger Art. Aber auch die Genossenschaft profitiert von jedem seiner treuen Mitglieder, so wie wiederum die Tätigkeit einer aktiven und starken Genossenschaft einer Gemeinde oder Stadt nutzt. Wie so ein erfolgreiches Zusammenwirken aussieht, zeigt seit über 100 Jahren die Genossenschaft in Mindelheim. Denn trotz demografischen Wandels werden günstige Wohnungen weiterhin Mangelware bleiben. Ein weiteres Ziel wird die Genossenschaft auch künftig stets vor Augen haben: Die Nachhaltigkeit ihres Wirkens soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Mit Entwicklungen in der Kreisstadt Mindelheim und mit der sinnhaften Unternehmensform der Genossenschaft.